Sylvie Nantcha startet in Kamerun und Niger eine Aufklärungskampagne über die irreguläre Migration nach Europa
Pressemitteilung vom 10. Januar 2019
Mehr als 2200 Flüchtlinge kamen 2018 im Mittelmeer ums Leben. Hunderte Menschen sterben jede Woche bei dem Versuch, die Sahara zu überqueren. Alle, die sich in Afrika auf den Weg in Richtung Europa machen, nehmen große Risiken in Kauf: Sie werden erpresst, als Arbeitssklaven ausgebeutet, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen.
Um diese Tragödien zu verhindern, organisierte The African Network of Germany (TANG) mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes im November und Dezember 2018 die Aufklärungskampagne „Lost Dreams“ in Kamerun und Niger. 1200 Schülerinnen, Schüler und junge Erwachsene wurden zu Multiplikatoren für den Kampf gegen die irreguläre Migration ausgebildet. Binnen vier Wochen informierten die Multiplikatoren in Schulen, Universitäten, auf Märkten, an Busbahnhöfen und in Kirchengemeinden mehr als 400 000 Menschen über die Risiken der irregulären Migration und die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Deutschland. Die Aktionen fanden in Jaunde, Douala und Bafoussam (Kamerun) sowie in Niamey und Agadez (Niger) statt. Über Zeitungen, Radio, Fernsehen und die sozialen Medien wurden mehr als 43 Millionen Menschen erreicht.
„Viele Menschen in Afrika glauben, Deutschland sei ein Schlaraffenland“, sagt Sylvie Nantcha, Bundesvorsitzende von TANG und Initiatorin des Projekts. „Lost Dreams klärt über die Gefahren und Folgen der irregulären Migration auf. Viele Familien verschulden sich immens, um einem Mitglied die Reise nach Europa zu ermöglichen.“ Doch statt ins erträumte Glück führt die Fahrt in das Elend. Oder in den Tod. Ihre Botschaft an die afrikanische Jugend: Wer von Europa träumt, soll nicht versuchen, den lebensgefährlichen Weg durch die Wüste und über das Mittelmeer zu nehmen, sondern mit einem Touristen-, Arbeits- oder Studienvisum reisen.
Sylvie Nantcha gelang es, 100 ehemalige Schleuser und Fahrer im nigrischen Agadez für die Aktion zu gewinnen. Auf Drängen der Europäischen Union hatte Niger 2016 in der Region von Agadez die „wirtschaftliche Nutzung“ der Migration verboten und den Transport von Migranten unter Strafe gestellt. Die Busunternehmen, die zuvor legal Menschen durch die Wüste in Richtung Libyen und Algerien brachten, verloren ihre Einkommensquelle und wurden kriminalisiert. Von den 750 Millionen Euro, die die EU an Niger für den Kampf gegen die irreguläre Migration überwiesen habe, sei bei ihnen nichts angekommen, klagen sie. Das Gesetz habe die Wüste in einen Friedhof verwandelt. Weil jetzt immer gefährlichere Routen genommen würden, komme nur noch jedes fünfte Fahrzeug an. Um die Aktion von Lost Dreams zu unterstützen, starteten die ehemaligen Schleuser und Fahrer von Ende Dezember an 14 Orten in Agadez und der Region eine Facebook-Aktion.